Als ich 2014 anfing mich mit dem Tragetuch zu beschäftigen, hatte ich keine Ahnung, wie viele unterschiedliche Tragetücher es eigentlich gibt. Ich dachte: „Ja, ich brauche halt so einen langen Schal und irgendwie wurschtel ich mir das schon zurecht.“ Dass dieser „lange Schal“ sich über 2 bis 7 Meter erstreckt, aus völlig unterschiedlichen Materialien bestehen kann, die alle unterschiedliche Eigenschaften aufweisen… war mir nicht klar.
Vielleicht erinnerst du dich an die kleine Story von unserem ersten Tragetuch. Du weißt schon – das, was ich zunächst in die Ecke pfiff, weil anfangs nichts klappte. Da wir dieses von einer Kollegin geliehen hatten, mussten wir es natürlich irgendwann zurückgeben. Und so kam der Tag, an dem wir uns der Mammutaufgabe „das erste Tragetuch selber kaufen“ stellen mussten.
Glücklicherweise hatte ich mich das Tragefieber zu dem Zeitpunkt bereits ergriffen. Ich wollte es doch noch einmal probieren. Und so fing ich wieder an zu googeln… Tragetuch – 1.170.000 Einträge – Wums! Jeder Herstellerlink versprach:
Hier findest du das beste Tragetuch der Firma XYZ!“ Die Preisspanne schwankte zwischen 5€ für einen gebrauchten, abgerockten Flohmarktfund bis 7.000 € für den Tragetuchschatz mit eingewebten Einhornhaar. Gott sei Dank hatte ich mich davor schon mit einigen der gängigen Marken beschäftigt, eine Handvoll Tragetücher in Tragetreffs ausprobiert und konnte so die für mich richtige Kauf-Entscheidung treffen. Und wie habe ich mein erstes eigenes Tragetuch geliebt!
1. Dehnbarkeit
2. Herstellungsart
3. Tragegefühl
Elastische Tragetücher beinhalten meist einen Jersey-, French Terry- oder Elastan-Anteil. So werden sie von Tragenden in der Regel sofort als weich und kuschelig empfunden. Sie schmiegen sich zart an die empfindliche Babyhaut und sorgen so für ganz viel Komfort. Allerdings geben sie eben auch schneller nach – vor allem, wenn dein Baby schwerer wird.
4. Einsatzbereich
Das gewebte Tragetuch kann dafür bis zum Ende der Tragzeit bequem getragen werden, da es auch die „großen“ Kleinen problemlos halten kann.
5. Anzahl der Binde-Lagen
Ein gewebtes Tragetuch sollte bei Neugeborenen hingegen einlagig gebunden werden, um möglichst wenig Druck auf die sich entwickelnde Wirbelsäule auszuüben.
6. Bindeweisen
Generell ergeben sich durch die ungleichen Eigenschaften der Tucharten unterschiedliche Bindeweisen. Beim gewebten Tragetuch ist die Wickelkreuztrage oder später auch das Känguru meist die erste Wahl. Die klassische Wickelkreuztrage erfordert dabei mehr Handgriffe, denn die Tuchstränge müssen über dem Babyrücken aufgefächert werden, um die besagte Dreilagigkeit zu erreichen.
Deshalb – und weil es gerade für Erstlingseltern absolut praktisch ist – starten die meisten Eltern mit elastischen Tragetuch in der vorgebundenen Wickelkreuztrage. Vorgebunden heißt: dein Baby wird erst im Nachhinein in die Tuchtasche gesetzt. Es kann nicht abrutschen und du hast unendlich viel Zeit, das Tuch in Ruhe anzulegen. Trotz allem empfehle ich dir aber auch hier, dir das Binden gründlich und nicht mithilfe eines schnellen 3-Minuten-Tutorials anzueignen.
Anfänger binden nämlich leider oft zu locker vor und riskieren so, dass ihr Kleines im Tuch zusammensackt und so ungewollt Atemwege blockiert werden. Deswegen empfehle ich dir den Onlinetragekurs „Tragemomente²GO!“, in dem du die Bindeweise zusammen mit mir einmal wirklich gründlich lernen wirst.
Der Kurs ist perfekt für dich, wenn du gerade Mama geworden bist oder sich die Kugelzeit dem Ende zuneigt. Dein kleines Mini wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit pudelwohl im elastischen Tuch fühlen, da es dem warmen Gefühl der Geborgenheit aus der Zeit in deinem Bauch ziemlich nahe kommt. Dabei sollte es aber auf keinen Fall irgendwelchen Risiken oder Gefahren ausgesetzt sein. Folge einfach dem Link zum Kurs und werde direkt zum Profi!
7. Weitere Bindeweisen und Rückentragen
Das gewebte Tragetuch bietet den kompletten Kanon an Bindeweisen. Abgesehen von der Tatsache, dass du in der sensiblen Anfangszeit besser auf einlagige Bindeweisen zurückgreifst, gibt es hier keine Einschränkungen. Ab Sitzalter, also, wenn sich die Wirbelsäule so langsam aufgerichtet hat, sind deine Möglichkeiten grenzenlos. Egal, ob du vorne oder auf dem Rücken tragen möchtest.
Beim elastischen Tragetuch bist du etwas limitierter. Wie schon erwähnt, sind hier mehrlagige Bindeweisen der Standard.
Je nach Hersteller, gibt es aber mittlerweile auch genug elastische Tücher, bei denen man die 3-Lagen-Regel auflösen kann. Diese findet man gebraucht allerdings noch nicht so häufig und so bezahlt man beim Neukauf etwas mehr.
8. Atmungsaktivität und Wärme
Für gewebte Tragetücher gibt es zwar zahlreiche einlagige Bindeweisen, aber sie können dennoch sehr dick sein. Da sie tendenziell aus Naturmaterialien bestehen, sind sie aber auch atmungsaktiver und eignen sich so vor allem für heiße Sommertage.
Elastische Tragetücher ziehen da den Kürzeren – eben auch, weil sie meist ja mehrlagig angelegt werden müssen. Zwar gibt es auch hier Ausnahmen – zB. solche mit Bambus-Anteil.
Aber dafür glänzt es im Winter. Hier sorgt das elastische Tragetuch für warme und kuschelige Tragemomente.
9. Preis
Eines der größten Entscheidungskriterien ist für Eltern der Preis. Hier ist das elastische Tragetuch meist die günstigere Einsteigervariante.
Ein gewebtes Tragetuch dagegen ist zwar im Anschaffungspreis teurer, dafür meist jedoch langlebiger. Es leiert nicht aus und kann sogar mehrere Generationen überdauern, wie Dachbodenfunde zeigen.
10. Gewicht und Packmaß
Gewebte Tücher sind da im Vergleich oft größer und somit auch schwerer.
Mein Fazit
Anhand der 10 Punkte sieht man, dass die Entscheidung für oder gegen das eine Tuch nicht so einfach ist. Gerade in puncto Komfort unterscheiden sich elastische und gewebte Tragetücher doch sehr. Ich kenne viele Eltern, die den Einstieg mit dem elastischen Tragetuch als viel einfacher und angenehmer empfanden, weil es eben so kuschelig und schmusig ist.
Gleichzeitig haben sich andere dann darüber beschwert, dass sie einfach zu viel rumspielen mussten, weil es ihnen zu sehr nachgab.
Auch Kinder haben da ihre ganz eigenen Präferenzen. Mein großes Kind mochte beispielsweise das elastische Tuch nicht. Es war ihm nicht eng genug – er wollte sich selbst und die Begrenzung spüren. Mein Kleiner hingegen, der war super empfindlich am Nacken und bevorzugte deswegen das elastische Tuch. Das ließ ihm nämlich mehr Raum. Auch jetzt unterscheiden die Zwei sich in der Hinsicht immer noch extrem. Der Große würde sich selbst jetzt mit 8 Jahren noch tragen lassen – während der Kleine mit dem Laufenlernen meinte, dass er jetzt zu groß dafür wäre und ab jetzt nur noch läuft – wehe ich nehme ihm diese Freiheit.
Das Schöne ist ja, dass es zu jedem Topf einen Deckel gibt. Manchmal muss man halt erstmal einige Deckel ausprobieren, um den passenden zu finden. Mein Rat deshalb:
Probiere sowohl das elastische als auch das gewebte Tragetuch aus. Es lohnt sich hier mit dem elastischen Tragetuch zu starten, da dieses viel günstiger und vor allem optimal für Neugeborene ist. Ist dein Baby schon größer oder besonders schwer, wirst du wahrscheinlich dem gewebten Tragetuch den Vorzug geben. Dieses entlastet immerhin deine Schultern. So oder so kannst du aber natürlich auch direkt damit starten. Deine Möglichkeiten sind hier schier grenzenlos.
Folgst du meiner Empfehlung und probierst beide Tücher aus, dann empfehle ich meinen Tragekurs „Tragemomente²Go!“ Nach diesem Kurs beherrscht du beide Arten von Tragetüchern. Also schau gleich mal rein.