Oft lese ich in den verschiedenen Foren, „Oh nein, du kannst doch keine Manduca für einen Säugling nehmen…“ „Oh nein, Manduca ist doch erst ab Sitzalter…“ Meistens entbrennt daraufhin ein großer Streit darüber, ob Manduca toll oder nicht toll ist.
Hier ein paar Fakten:
Die Manduca hat im Gegensatz zu anderen Tragen den Nachteil, dass der Steg nicht verstellbar ist, das heißt, das Stück, was von Kniekehle zu Kniekehle geht, ist nicht regulierbar. Andere Tragehilfenhersteller haben dort Kordeln, Bänder, Klett Riemen o.ä. angebracht, um die Trage optimal an die Kinder anzupassen. Dies muss bei der Manduca durch Abbinden z.B. mit einem Schnürsenkel oder dem Size-It geschehen, ist also möglich. Das heißt, dieses Kriterium ist kein Ausschlussgrund, die Trage nicht zu nutzen. Säuglinge ohne Verkleinerung in die Trage zu setzen wäre wirklich nicht gut, da die Kinder dabei extrem überspreizt sitzen würden. Den Neugeboreneneinsatz empfehlen wir nicht. Hierbei wird das Baby „eingeklemmt“ und der Rücken platt gedrückt. Abgebunden kann die Trage jedoch auch vom Steg her gut angepasst werden. Bei ganz kleinen Winzlingen gibt es da allerdings auch Grenzen.
Weiterer Kritikpunkt: Die Trage ist nicht aus „Tragetuchstoff“. Was genau heißt das? Fakt ist erstmal: Es gibt keinen Tragetuchstoff. Was ist also das „Problem“ beim Rückteil der Manduca, das in den Gruppen immer wieder angesprochen wird? Das Rückteil der Manduca ist einfach dicker und starrer als die Webware aus denen Tücher bestehen. Dieser Fakt ist nicht wegzuleugnen, jedoch ist der Unterschied nicht so gravierend, dass es wirklich schädliche Auswirkungen auf den Kindsrücken hat. Tragen aus Stoffen, die zur Tragetuchherstellung verwendet werden, passen sich besser an, jedoch ist auch das Rückteil der Manduca anpassungsfähig und nicht mit Plastik o.ä. verstärkt, wie das bei manchen Gruseltragen der Fall ist.
Der größte Kritikpunkt, den ich persönlich sehe, ist dass die Schnallen im Bereich des Rücken angebracht sind, damit hat man immer einen gewissen Zug auf den Rücken des Kindes, optimaler ist es, wenn diese bis zum Sitzalter unter den Beinen des Babys eingesteckt werden können.
Doch die Manduca hat auch einige Vorteile:
So ist das Rückenteil durch einen Reißverschluss und möglichen einfügbaren Ellipsen gut verstellbar, die Träger können rechts und links über die Schultern geführt oder überkreuzt werden und mit 2 Handgriffen ist die Trage angelegt und festgezogen. Viele Eltern würden ohne diese Trage überhaupt nicht tragen. Leider trauen sie sich aber auch oft nicht, die wenigen Einstellungen auszuprobieren und ihr Kind ganz nah am Körper zu tragen, das sehe ich beispielsweise regelmäßig in Kanga-Kursen, wo den Mamas ein Licht aufgeht, wenn wir ihnen helfen, die Manduca optimal einzustellen.
Wie also geht man am besten mit dieser Trage um? Wir haben die Manduca in unserem Sortiment – ganz einfach, weil sie eine der bekanntesten Tragen ist und oft danach gefragt wird. Dann zähle ich ohne Wertung die Vor- und Nachteile auf und lass die Eltern probieren.
Ich würde sie bei kleinen Säuglingen aus den genannten Gründen nicht empfehlen, jedoch sind ganz oft schon Manducas vorhanden, was ich toll finde. Oft kommen Argumente, wie: „Die Hebamme hat gesagt, ich soll diese Trage kaufen…“ dann zeige ich den Eltern, wie sie die Trage an das Kind anpassen können ggf. auch für später. Meist wollen die Eltern dann mit etwas Anpassungsfähigerem anfangen und die Manduca einfach nutzen, wenn sie besser passt oder nur der Papa trägt in der Manduca.
Und wenn Eltern ihre Säuglinge ab und an mal gelegentlich tragen, brauchen sie sich auch keine neue Trage kaufen. Eltern, die täglich mehrere Stunden tragen (das sind zu 98% die, die auch in die Beratung kommen) suchen sich erfahrungsgemäß eine andere Trage aus, die sich eben komplett auf das Kind einstellen lässt.
Alles in allem ist die Manduca eine solide Trage. Auch ich habe mit einer Komforttrage angefangen zu tragen, weil es eben im „normalen“ Babymarkt auch keine Alternativen gibt und ohne die Möglichkeit schnell an- und ab zu schnallen, hätte ich vermutlich das Tragen ganz aufgegeben. Wenn die Trage also den Eltern erst einmal ein gutes Gefühl gibt, sie im Idealfall noch abgebunden und gut eingestellt ist, dann sollen sie diese Trage auch auf jeden Fall verwenden!
Begriffsabgrenzungen
Noch eine Ergänzung zum Artikel, weil es doch einige Diskussionen gab: Manduca ist eine Firma, die zu Wickelkinder gehört, die verschiedene Dinge herstellt. Die Trage „Manduca“ ist eine davon.
Nicht jede Trage und vor allem die sogenannten Gruseltragen sind keine Manducas! Oft wird das Wort synonym verwendet, was schlichtweg falsch ist.
Neben der Manduca gehören zu Wickelkinder auch noch die Marsupi, BabyLegs, manduca by MaM und Kangatraining/ DVD sowie auch das elastische Tragetuch: Manduca-Sling und einige weitere variierte Tragehilfen wie die Duo.
Der Manduca-Trage am ähnlichsten ist die Ergobaby-Trage, wobei auch hier die Firma so heißt, die aktuell vollkommen unabhängig von Manduca ist. Auch Ergobaby stellt noch andere Produkte her wie z.B. Stilkissen. Der Ergobaby Original, der am ehesten vergleichbar ist, hat im Gegensatz zur Manduca ein anderes Neugeborenen-System (mit Einsatz, den wir auch nicht empfehlen) sowie kein verstellbares Rückenteil. Dafür ist eine kleine Tasche angenäht. Zudem sind die Träger anders gebaut und gepolstert.
Mit dem Adapt hat die Firma eine flexible und im Steg verstellbare Trage produziert, wohingegen wir den 360 Grad, der ziemlich steif ist und die Möglichkeit zum Faceout-Tragen bietet, nicht empfehlen.
Manduca pimpen
Am Ende möchte ich dir noch im Schnelldurchlauf zeigen, welche Möglichkeiten du hast, die Manduca sinnvoll einzustellen. Zuerst verkleinere ich den Steg und reguliere das Rückenteil für ein kleineres Baby und danach verbreitere ich den Steg, indem ich den Extend verwende.
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