Tragehilfe, Babytrage, Tragesack, Manduca, Tragegurt, Tragehilfe, Kraxe… es gibt unglaublich viele Bezeichnungen für Tragehilfen. Doch was ist eigentlich eine Tragehilfe?
Tragehilfen sind Hilfsmittel mit denen ein Kind am Körper befördert wird, ohne dass ein Tuch verwendet wird. Dieser Definitiv nach sind auch Hände Tragehilfen und das stimmt. Jede Mama trägt ihr Kind – ständig! Zusätzliche Hilfsmittel können jedoch dieses Tragen erleichtern. Mama hat die Hände frei und trotzdem das angeborene Nähebedürfnis des Kindes erfüllt.
Auswahl der Tragehilfe
Doch wie genau wählst du deine passende Tragehilfe aus?
Starten wir mit einem Gedankenexperiment:
Stell dir vor, du suchst das erste Mal in deinem Leben eine Hose aus und gehst in ein riesiges Bekleidungsgeschäft. Du siehst das grelle Licht, riechst den Duft von neuer Kleidung und schaust dich einmal im Laden um. Dort erblickst du ein Regal: rechts unten liegen schwarze Jeans, darüber Leggins, gegenüber hängen grüne Stoffhosen, darunter liegen blaue Cargo.
Du probierst die erste Hose an und sie geht nicht einmal über die Oberschenkel. Die nächste Hose sitzt viel zu locker und rutscht wieder herunter. Vollkommen genervt möchtest du schon das Geschäft verlassen, Hosen sind nichts für dich!
Da kommt eine Verkäuferin auf dich zu. Sie erzählt dir von den Eigenschaften der verschiedenen Materialien, misst deine Größe, zeigt dir einige tolle Exemplare. Du schlüpfst in die empfohlene Hose und sie passt. Die Beine sind noch etwas lang, aber da zeigt dir die Verkäuferin, dass man die einfach umkrempeln kann. Du bist glücklich und erleichtert. Hosen sind toll!
So Ähnlich funktioniert das mit Tragehilfen
So ähnlich funktioniert das mit den Tragehilfen. Viele Eltern sind beim ersten Besuch im Babygeschäft von der Tragehilfenauswahl völlig überrascht, hängen dort im Laden doch schon etliche Tragen. Im zweiten Geschäft gibt es noch einmal ganz andere Modelle, die Freundin wiederum empfiehlt noch eine ganz andere Trage und das mit dem Binden, das sieht doch auch super kompliziert aus. Im Internet stößt du nun auf einen Trageshop und siehst, es gibt ja noch viel mehr! Möglicherweise hast du auch schon das eine oder andere Modell ausprobiert, aber es war noch nichts dabei. Vielleicht denkst du sogar, ach dann lass ich es lieber. Ich will ja nichts falsch machen – Tragehilfen sind nichts für mich!
Aber so schlimm ist die Auswahl nicht. Es gibt zwar unglaublich viele Hersteller und Systeme, allerdings lassen sich alle Tragehilfen grob in drei Kategorien einteilen – abhängig davon, ob man sie binden kann, ob sie mit Schnalle sind oder sowohl als auch. Nur DREI – das klingt doch gut. Schauen dir also die Übersicht einmal an.
Überblick über die Tragehilfen
Es gibt erst einmal grob 3 verschiedene Arten von Tragehilfen: Mei Tais (Meh Dais), Halfbuckle und Fullbuckle.
- Eine Mei Tai (Meh Dai) wird komplett gebunden, allerdings anders als ein Tragetuch mit 4 (bzw. 6) Gurten, die an einem Rückenteil befestigt sind. (Spezialfall: Wrap Conversion = komplett aus Tragetuchstoff, wird genauso gebunden)
- Ein Halfbuckle hat einen Hüftgurt zum Klicken. Er wird zusätzlich mit 2 Bändern im Schulterbereich gebunden.
- Ein Fullbuckle wird nicht gebunden, sondern hat nur Schnallen. Eine befindet sich am Hüftgurt und eine am oberen Rücken im Schulterbereich.
- Auf Onbus/ Onbuhimos und Ring-Slings, die auch zu den Tragehilfen gehören, gehe ich an anderer Stelle noch einmal ein.
- Selten gibt es auch Podaegis = Tragehilfe ohne Hüftgurt wird mit den auffächerbaren Schultergurten gebunden.
Auswahl einer Tragehilfe
Alle Tragehilfen müssen die gleichen Kriterien erfüllen, um sicher und ergonomisch zu sein?
Achte bei der Auswahl einer Tragehilfe darauf, dass von deinem Baby eine ergonomisch korrekte Haltung – die Anhock-Spreiz-Haltung eingenommen werden kann. Hängen die Beine in der Tragehilfe nach unten, ist die Haltung nicht korrekt!
Die Tragehilfe sollten sich an den Rücken des Kindes anpassen und nicht umgedreht. Dafür eignen sich Tragehilfen aus Material, das dem eines Tragetuchs ähnelt besonders. Einige Firmen stellen auch direkt aus ihren Tragetüchern Tragehilfen her.
Die bekanntesten Tragehilfen der Firmen Manduca und Ergobaby, die es auf fast allen Flohmerkten gibt, sind ein Kompromiss und oft nur eine kurze Zeit einsetzbar. (ab Größe 74 bis die Beine des Kindes den Steg überragen) Die jeweiligen Neugeborneneinsätze sind sehr umstritten und werden von Trageberatern meist nicht empfohlen. Solltest du dich für diese Firmen entscheiden, dann schau dir die aktuellen Modelle, wie die Manduca Twist oder den Ergobaby Adapt an. Hier sind große Verbesserungen vorgenommen worden.
Merkmale guter Tragehilfen
- Das Rückenteil passt sich dem Kindsrücken an. Sie ist vom Material her weich, passt sich aber auch von der Höhe und im Nacken an. Hier ist ein verstellbares Rückenteil das Optimum,
- Ein stufenlos verstellbarer Steg (die Tragehilfe sollte immer von Kniekehle zu Kniekehle gehen) ist Voraussetzung für die Anhock-Spreiz-Haltung. Tragehilfen mit festem Rückenteil, wie z.B. Babybjörn, Chicco, Hauck o.ä. empfehle ich ausdrücklich NICHT, da sie weder eine korrekte Haltung der Füße noch die des Rückens gewährleisten! In Ausnahmesituationen und nach ausführlicher Beratung durch eine ausgebildete Trageberaterin gibt es Situationen, in denen solche Tragehilfen empfohlen werden können.
- Das Kind wird aufrecht und zum Träger gerichtet getragen.
- Die Tragehilfe ist für vorne und hinten geeignet. Eine Tragehilfe, die nur für das Vornetragen geeignet ist, kann auch ergonomisch sein, jedoch hast du da meist nicht die ganze Zeit etwas davon.
- Im Idealfall kann bei Tragen, die ausschließlich Schnallen besitzen zwischen 2 Befestigungsmöglichkeiten - am Hüftgurt und unter dem Rückenteil gewählt werden.
- Eine Kopfstütze ist gerade für kleiner Babys oder Kinder, die in der Trage schlafen sehr gut, so dass der Kopf optimal gehalten wird. Ziehe sie aber bitte nicht über das Gesicht deines Kindes.
- Fast alle Hersteller toller Tragehilfe bieten für unterschiedliche Kleinkindgrößen unterschiedliche Tragen an: Babysize, Medium/ Standard und Toddlersizes. Danach werden auch oft XL und XXL-Sizes angeboten. Um festzustellen von wann bis wann die jeweilige Trage geht, sollte ein Blick auf die Herstellerseite geworfen werden, die Größen sind nicht einheitlich.
In den Slides siehst du den genauen Vergleich zwischen einer nicht geeigneten und einer guten ergonomischen Tragehilfe.
Die Merkmale habe ich in einer Datei zum Herunterladen für dich zusammengefasst:
Tipps
3 Hinweise zur Tragehilfe
- Trage NIE das Kind mit dem Gesicht nach vorne! Die Reizüberflutung überfordert Kleinkinder und Babys. Zudem ist auch hier keine korrekte Haltung möglich.
- Achte immer auf freie Atemwege achten, egal mit welcher Trage du trägst.
- Teste eine Tragehilfe bevor du sie kaufst. Nicht jede Tragehilfe passt zu jedem Tragepaar und sie soll dir und deinem Baby wirklich bequem sein.
Hersteller ergonomischer Tragehilfen
Diese Tragehilfenhersteller habe ich schon getestet und kann ich weiterempfehlen:
Buzzidil, Didymos, Emeibaby, Ergobaby, Fidella, Fräulein Hübsch, Girasol, Hoppediz, Huckepack, Kokadi, Lenny Lamb, Limas, Madame Jordan, Mamo, Manduca, Ruckeli, Schmusewolke, Simpleebaby, Storchenwiege, Yaro
uvm.
Aber Achtung: Du solltest jetzt nicht den erstbesten Hersteller nehmen und kaufen. Du musst die beste Tragehilfe finden! Lies dir also erst einmal den folgenden Absatz durch.
Was ist die beste Tragehilfe?
Im letzten Kapitel habe ich dir einen Überblick über die bekanntesten Tragehilfenhersteller gegeben. Sicherlich soll ich dir jetzt eine Marke, ein Modell, einen Hinweis darauf geben, was die beste Tragehilfe ist. Ist ist vielleicht die teuerste? Die neuste Tragehilfe? Ich muss dich leider enttäuschen.
Auf die Frage, was die beste Tragehilfe sei, gibt es nur eine Antwort: Die beste Tragehilfe passt zu dir und deinem Tragebaby.
Aja… und was bedeutet das?
Finde deine passende Tragehilfe
Nun zu jeder Mama, zu jedem Papa, jeder Bezugsperson kann eine andere Trage passen. Die einen mögen lieber einen breiteren Hüftgurt, die anderen geschwungene Schulterpolster, die nächsten brauchen etwas zum Klicken, wieder andere binden lieber. Und es ist alles richtig.
Die beste Tragehilfe passt zum Träger und zum Tragling. Sie schmerzt nicht, erfüllt alle Kriterien für ergonomisches Tragen und das Baby weint nicht dauerhaft darinnen.
Welches System, welcher Hersteller das für dich ist, kann ich dir leider nicht sagen. Hier kann ich nur raten zu probieren!
OK und wo und wie starte ich jetzt am besten? Muss ich mir alle Tragehilfen kaufen? Das ist doch viel zu teuer?
Nein, natürlich nicht!
Deine individuelle Tragehilfen-Lösung
Ich rate dir, dir einen Platz in den Onlinetragekurs: „Tragemomente 2Go!“ zu sichern. Dort stelle ich dir alle Tragehilfensysteme mit Bildern und Videos vor. Du hast im dazugehörigen Workbook Platz, um dir Notizen und Anmerkungen zu den einzelnen Modellen zu machen. Hierbei grenzt du deine Auswahl schon einmal ein.
Danach kannst du dir nach deinen Vorstellungen zusammen mit mir ein Testpaket erstellen und du probierst dich durch deine Auswahl. Um zu erfahren, wie du die Tragehilfen alle anlegst, gibt es ganz ausführliche Erklärvideos von mir. Am Ende checken wir im gemeinsamen 1:1 Live-Termin, ob alle Einstellungen zu 100% passen – perfekt und einfach für dich und dein Baby.
Vergiss nicht, gerne auch das Tragetuch auszuprobieren, vielleicht ist es ja auch unerwarteter Weise etwas für dich. 😉